01 Juli 2015

Camp NaNoWriMo - Ein Sommer voller Abenteuer


Für die erste Juliwoche (die ja nicht wirklich eine ganze Woche ist sondern nur aus ein paar Tagen besteht, aber egal) habe ich mir lauter "ladylike" d.h. damenhafte Projekte ausgesucht. Gedichte schreiben, Tee trinken, Blumen pflücken und Bildchen sticken. Na gut, nicht wirklich. Aber in so ungefähr. Heute erkläre ich euch, wie man ein Buch schreibt. Yeah! Als wenn ich wüsste, wie man das macht. Das Einzige, was ich an euch weitergeben kann, sind ein paar Tipps, die ich über die Jahre gesammelt habe.


Schreiben war für mich schon immer ein wichtiger Teil meines Lebens. Als ich klein war konnte ich den Tag nicht erwarten, an dem ich Schreiben lernen würde und als ich in der ersten Klasse zu Weihnachten ein Notizbuch bekommen habe, war ich überglücklich. Ich habe gleich an dem Tag angefangen eine Geschichte aufzuschreiben - meine erste eigene Geschichte - und seitdem hat mich das "Fieber" nie wieder losgelassen. Natürlich habe ich manchmal super produktive Phasen, während denen ich komplette Bücher entwerfe, dann bin ich manchmal nicht ganz bei der Sache, schreibe die von mir so geliebten Kurzgeschichten, vielleicht auch ein paar Blogposts und manchmal passiert wochenlang gar nichts. So ist das nun mal. Bei mir fehlt es dann weniger an Kreativität als an Motivation. Mein Kopf ist voller Ideen und Geschichten, die ich zwar gerne weitergeben würde, aber manchmal - oder sagen wir ziemlich häufig - gelingt es mir nicht, sie in Worte zu fassen. Ich versuche es ein, zwei oder drei Mal - manchmal auch noch öfter - und die Tatsache, dass es einfach nicht richtig klingt und erst recht nicht so, wie ich es mir vorstelle, frustriert mich so sehr, dass ich das mit dem Schreiben sein lasse. In solchen Momenten ist der NaNoWriMo für mich immer eine tolle Inspiration und Motivation.

Der NaNoWriMo = National Novel Writing Month (engl.: nationaler Roman-Schreib-Monat) ist ein amerikanisches Projekt, was inzwischen überall auf der Welt verbreitet ist. Ziel ist es, in einem Monat ein ganzes Buch zu schreiben. Wie will man das kontrollieren? Das geht natürlich nicht. Doch man kann sich an Maßstäben orientieren - die vor allem dann helfen, wenn man so ein großes Projekt noch nie angegangen ist und irgendwie überhaupt keinen Plan hat. Diese Maßstäbe bzw. Richtlinien bietet die NaNoWriMo Website. Man meldet sich an, trägt sein Projekt ein und updatet täglich die Anzahl der Wörter, die das eigene Projekt gerade hat. Wer auf Papier schreibt kann schätzen, Computerprogramme zeigen einem meist die bereits geschriebenen Wörter an, wenn man sie nett fragt. Ausgehend von der Annahme, dass das durchschnittliche Buch aus 50.000 Wörtern besteht muss bzw. kann man an einem Tag 1.600 Wörter schreiben, um locker das Ziel zu erreichen. Aber so funktioniert das nicht. Einen Tag hat man keine einzige freie Minute, den anderen einen gewaltigen Motivationsschub und dann kommt ein Tag, an dem man zwar Zeit, aber keine Lust zum Schreiben hat. So ist das und daran kann man nichts ändern. Diese 1.600 Wörter sind nur eine Richtlinie die einem helfen soll, wirklich etwas zu tun - kein Zwang! Manche Menschen finden es gut, wenn ihnen die Ziele gesteckt werden und sie sie sich nicht selbst auskundschaften müssen. Andere können damit überhaupt nicht umgehen und beide Seiten sind vollkommen in Ordnung. Wir sind alle Menschen, wir sind alle anders und das ist gut so.

Warum rede ich jetzt die ganze Zeit vom NaNoWriMo und habe im Titel stattdessen Camp NaNoWriMo geschrieben? Der NaNoWriMo ist der November. Ich weiß nicht, ob das schon immer so war, aber in den letzten Jahren hat sich das so etabliert. Der November ist grau und verregnet - perfektes Wetter zum drinnen bleiben und Tee trinken - und zum Schreiben. Aber natürlich schreibt man nicht nur im November und deswegen wurde für den Sommer das Camp NaNoWriMo angesetzt. Es findet zweimal statt: im April und im Juli. Und da heute der erste Juli ist, ist damit auch der Start des zweiten Camp NaNoWriMo 2015 gekommen. Nimm es als Zeichen und versuch es selbst einmal!

Keine Idee, keine Erfahrung - warum das Ganze und wie fange ich am Besten an? Ich sage es besser von vornherein: viele meiner Projekte schmoren halbfertig in den Ecken meines Computers oder in irgendwelchen Notizbüchern, weil ich nicht die Motivation oder Zeit hatte, um sie weiterzuschreiben und dann habe ich sie irgendwann vergessen. Ich bin keine professionelle Autorin, habe noch kein Buch veröffentlicht und nicht einmal das mit dem Bloggen kriege ich ordentlich auf die Reihe, wenn man sich anschaut, wie regelmäßig meine Posts kommen. Ähäm. Aber ich bin schon ein paar Jahre im "Geschäft" und habe Erfahrungen gesammelt.
Regel Nummer 1: Nichts erzwingen! Wenn man krampfhaft versucht eine Geschichte oder meinetwegen ein Gedicht aus sich heraus zu bekommen, dann geht das meistens schief. Ich sag nur: Reim dich oder ich fress dich!
Regel Nummer 2: Lasst euch Zeit! Gibt es irgendeine Idee, die ihr schon immer mal umsetzen wolltet? Eine Geschichte, die seit Jahren in eurem Kopf schlummert? Ihr müsst euch gar nichts Neues ausdenken - schreibt einfach auf, was ihr erlebt habt. Das Familienpicknick, bei dem euer kleiner Bruder in einen Kuhfladen gefallen ist. Der Tag im Kino zusammen mit euren besten Freunden. Eine Hilfe kann es auch sein, ein Tagebuch zu führen. Ganz klischeehaft im "Liebes Tagebuch" Stil. Erzählt von euren Gefühlen und wie ihr über verschiedene Sachen denkt - das hilft euch dabei auch an anderer Stelle aus der Ich-Perspektive zu erzählen.
Regel Nummer 3: Lasst eurer Phantasie freien Lauf! Denkt darüber nach, wie der Tag auch hätte enden können? Zombiewürmer im Kuhfladen oder der süße Junge aus der Parallelklasse in der Reihe vor einem. Alles ist möglich - nichts ist unmöglich. Je mehr Details ihr erfindet, umso besser. Vielleicht bringen die euch sogar auf neue Ideen! Und wenn ihr zum Schluss alles nochmal durchlest, könnt ihr die schlimmsten Sachen, die irgendwie gar nicht in die Geschichte passen, immer noch rausstreichen.
Regel Nummer 4: Nehmt die gesamte Geschichte war! Manchmal hat man zwar eine perfekte Idee für diesen einen Moment, weiß aber nicht, wie es danach weitergehen soll. Das magische Wort bzw. die magische Antwort darauf heißt in Schriftstellerkreisen "plotten". Das Wort leitet sich von "Plot" (engl.: Handlung) ab und bedeutet einfach nur, dass ihr euch hinsetzt und euch die Handlung eurer Geschichte bis zum Ende ausdenkt. Was passiert zuerst, was zuletzt und wann genau baut ihr am Besten diesen einen perfekten Moment ein, den ihr schon seit Wochen im Kopf habt. Ein sehr schönes Video dazu findet ihr hier. Die Autorin verwendet eine Methode namens "Moodboard", die aber nicht viel anders ist, als wenn man sich alles im Kopf ausdenkt. Nur, dass man es schriftlich hat.
Regel Nummer 5: Setzt euch kleine Ziele! Natürlich ist es fantastisch, wenn ihr euch hinsetzt und gleich beim ersten Versuch ein komplettes Buch schreibt. Auch wenn es der zehnte Versuch ist, ist es immer noch beeindruckend, aber wenn ihr von vornherein mit der Erwartung an das Projekt heran geht, dass ihr es brillant meistert und dann funktioniert es doch nicht ganz so, wir ihr dachten, dann seid ihr enttäuscht und versucht es vielleicht nie wieder. Und das wäre echt schade! Versucht es stattdessen lieber Schritt für Schritt. Ich habe seit Wochen eine Geschichte im Kopf, ich werde sie nicht los, ich weiß, was passieren soll, aber ich kriege sie nicht in Worte gefasst. Immer wenn ich einen Absatz schreibe, merke ich, dass so viel fehlt und ganz allmählich habe ich gemerkt, dass ich zumindest für diese Geschichte zu schnell unterwegs bin. Also habe ich mir ein Notizbuch geschnappt. Ich habe auf einer Seite meinen Plot aufgeschrieben - ganz grob, nur die Grundideen, damit ich noch viel Raum zum Ändern und Anpassen habe. Dann bin ich weitergegangen. Ich habe eine Seite quer genommen, rechts und links meine Hauptcharaktere aufgeschrieben und unter sie alle Personen, mit denen sie zu tun haben und die demzufolge auch Teil der Geschichte sind. Familie, Freunde, Kollegen, Bekannte, die Freundin des kleinen Bruders und so weiter. Dann habe ich mir alles aufgeschrieben, was ich über die Hauptcharaktere weiß - Vorlieben, Abneigungen, Hobbies, Alter - und danach das Selbe mit allen anderen Charakteren. Natürlich etwas gröber, aber so viel, dass ich ein Bild von ihnen im Kopf habe und mir vorstellen kann, was sie sagen würden, welche Entscheidungen sie treffen würden. Anschließend habe ich ihre Häuser und Zimmer entworfen - das muss man natürlich auf keinen Fall machen, aber ich habe diesen Tick und wollte dieses Detail dabei haben. Ich wollte wissen, wo wer gerade ist und wie es dort aussieht. Wie sich der Raum anfühlt. Das klingt komisch, aber so bin ich nun mal. Aber es reicht natürlich auch, wenn man sich bei Google Bilder das Bild eines passenden Raumes heraussucht oder sich gar keine Gedanken dazu macht. Vielleicht treffen sich die Charaktere ja in Bars, im Park, im Kino oder im Wald - an Orten, wo man genau weiß, wie es aussieht. Zum Schluss habe ich zu jedem Kapitel genau aufgeschrieben was passiert. In Stichpunkten, dafür aber so genau wie möglich. (Bla und Blub gehen da und dort hin. Bla sagt dies. Blub sagt das. Bla macht ein Foto von einem Baum. Licht durch Baum beschreiben und Effekt auf Bla und Blub. Blub schlägt vor, die Kameraeinstellung zu verändern. Bla ist verwirrt, probiert es und ist begeistert. Blub zeigt Bla noch mehr schöne Fotomotive. Und so weiter.) Natürlich ist da jeder Mensch anders, aber mir persönlich hat es sehr geholfen.
Regel Nummer 6: Macht auch mal Pausen! Legt das Projekt für ein paar Tage zur Seite. Nehmt es nur dann überall mit hin, wenn euch das Schreiben noch Spaß macht und ihr wisst, dass ihr unterwegs tolle Ideen haben werdet. Ansonsten Finger weg und die Gedanken ganz woanders hin. Schaut eure liebste Fernsehsendung oder Serie, lest ein gutes Buch, macht einen Ausflug und versucht so wenig wie möglich an das Projekt zu denken. Macht die Augen auf, schaut euch die Menschen in eurer Umgebung an, beobachtet, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten und allgemeine Verhaltensmuster. Ich will euch jetzt nicht dazu auffordern, penetrante Stalker zu werden, aber wenn ihr gut beobachtet könnt ihr in eurer Geschichte auch realistisch wiedergeben, wie sich die Charaktere verhalten.

Auch nach diesen vielen Tipps klappt es mit dem eigenen Buch oder der eigenen Geschichte vielleicht nicht sofort. Aber dafür hat man es versucht. Man kann das Projekt nach einer Weile überarbeiten, Freunden und anderen Leuten zeigen, von denen man glaubt, dass sie etwas von Geschichten und Büchern verstehen - und wenn man solche Bekannte nicht hat, dann kann man seine Werke auch im Internet teilen, auf Seiten wie HSW (HierSchreibenWir, der Link ist oben direkt unter meinem Header) oder Wattpad. Dort findet sich fast immer jemand, der einen qualitativen Kommentar zu Schreibstil, Grammatik und inhaltlichem Aufbau abgibt. Wem das alles zu "öffentlich" ist, der kann sich auch immer noch privat an (Hobby-) Autoren wenden und ihnen ihre Entwürfe zeigen. Ich helfe euch zum Beispiel gerne - im Rahmen des Möglichen - und es gibt viele andere "Buch- und/ oder Schreibblogger, die das genauso sehen. Viel Glück bei eurem Projekt!


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